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Militsch-Trachenberg-blau

Flucht / Vertreibung

Januar 1945

Der Räumungsbefehl für die Bevölkerung der Stadt Militsch erfolgte am 18. Januar 1945. Gleichzeitig wurde das Gebiet um Militsch zum Kriegsgebiet erklärt und ein Oberst der Wehrmacht wurde als Stadtkommandant eingesetzt. Die Flucht der Bevölkerung begann am 19. Januar. Die Stadtbevölkerung wurde fast ausschließlich mit der Reichsbahn, der Kleinbahn und Lastwagen transportiert. Die Landbevölkerung verließ mit Pferdetrecks ihre Heimat.

Die Räumung in Trachenberg begann am 20. Januar 1945.
Am 22. Januar trafen die ersten russischen Panzer in Militsch ein.

(Auszug aus einem Bericht von Johannes Anders im Heimatbuch „Der Kreis Militsch- Trachenberg an der Bartsch“

Mit  der Flucht der Bewohner der Ortschaft Hohenwarte, Kreis Miltisch-Trachenberg wird nachstehend  beispielhaft der Fluchtverlauf eines Trecks geschildert

Die behördliche Anweisung für die Landbevölkerung lautete im Wesentlichen:

„Vorübergehende Räumung, für 10 Tage Verpflegung und Futter für die Pferde mitnehmen!
Die Abfahrt des Trecks erfolgte zwischen dem 19. und 22. Januar 1945 bei Winterwetter mit Schnee und minus 20 Grad. Der Weg und die Etappenziele waren von der Kreisleitung vorgegeben worden.

Von Hohenwarte ging es über Wohlau, Leubus, Parchwitz oder Winzig Steinau nach Liegnitz (23.1.1945). Nach nur  2 – 3 Tagen Rast im Kreis Liegnitz ging es weiter über Goldberg – Löwenberg – Lauban oder Görlitz nach Zittau (28.1.1945)

Nach etwa 12 Tagen Unterbringung in privaten Quartieren im Kreis Zittau waren die Kreise Grimma, Borna und Rochlitz in Sachsen das nächste vorgegebene Ziel. Die Wegstrecke führte über Neugersdorf – Neustadt – Stolpen – Radeberg, nördlich am zerstörten Dresden entlang, bei Meißen über die Elbe nach Grimma.

Fluchtbild Hintergrund Meißen
Fluchttreck aus dem Kreis Militsch-Trachenberg
Fluchtbild Treck aus Mil.-Tra.
Treck 1945 in Meißen, Hintergrund: Albrechtsburg mit Dom

 In Grimma dirigierten die Angehörigen des Landratsamtes Militsch gemeinsam mit den örtlichen Behörden die Trecks in die drei Auffangkreise ein, danach auch in die einzelnen Ortschaften.

Militsch und vorwiegend die Orte östlich und südöstlich davon kamen in den Kreis Grimma, die übrigen in die Kreise Borna und Rochlitz. Die städtische Bevölkerung, die mit der Eisenbahn oder Lastwagen eintraf, wurde mehrheitlich in den Städten untergebracht.

Im Sommer, nachdem die Grenze der Besatzungszonen an der Mulde entfiel, wurde die Hälfte der Militsch-Trachenberger nach Sachsen-Anhalt weitergeleitet. Einzelne Personen und Familien zogen zu Verwandten oder Bekannten in andere Gegenden Deutschlands weiter.

Die Aufnahmeorte waren auf die Ankömmlinge vorbereitet. Mit der Unterbringung in den Orten waren die Vertreter der „NSV“ , die Nationalsozialistische Volkswohlfahrt (einzige Untergliederung die bei den Nürnberger Prozessen nicht als verbrecherische Organisation beurteilt wurden), gemeinsam mit den Bürgermeistern und Ortsbauernführern beauftragt. Lebensmittelkarten wurden ausgegeben. Willkommen waren auch die Pferde der Treckfahrzeuge. Leider wurde ein Teil für Kriegszwecke beschlagnahmt.

Mit wenigen Ausnahmen wurden die Hinzugekommenen von den Einheimischen verständsnisvoll aufgenommen. Für die meist in den Dörfern Untergekommen bot sich die Hilfe in den landwirtschaftlichen Betrieben an. Das war besonders nach Kriegsende wegen des Weggangs der ausländischen Arbeiter und Kriegsgefangenen willkommen.

Der Zusammenhalt der Militsch-Trachenberger war gegeben. Offiziell waren Zusammenschlüsse untereinander nicht möglich und gefährlich. Für die Kommunisten gab es keine Flüchtlinge und Vertriebene sondern nur „ Umsiedler“. Später waren es nur noch „Neubürger“.

Nach Aufteilung der größeren Güter infolge der Bodenreform um die Jahreswende 1945/46 ergab sich für viele unserer Landsleute die Möglichkeit, Landbesitz zu erwerben. In den ersten 3 bis 5 Jahren entstanden Gehöfte mit Wohnung, Stallungen und Scheunen. Später wurden noch Wohnhäuser errichtet – schon im Hinblick auf die späteren „LPG“ (Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaften).

Aus dem Bericht von Wilhelm Broy aus Hohenwarte.

Quelle:

Dieser Bericht wurde von Hans Joachim Nitschke –  1. Vorsitzender der Heimatkreisgemeinschaft Militsch-Trachenberg –   für die Begleitbroschüre zur Ausstellung „Flucht – Vertreibung – Neuanfang“ bearbeitet, die vom 27. Juni bis zum 3. August 2008  im Museum Springe stattfand.

Die „ Springer Ausstellung“ wurde um einen polnischen Teil erweitert, die ganze Ausstellung als zweisprachig deutsch und polnisch wurde dannin Polen unter dem Titel: „ Exodus des Bartschtals“ gezeigt.

Die Ausstellung ist am 20. Juni 2009 in Militsch eröffnet und nacheinander in allen fünf Gemeinden je 4 Wochen gezeigt worden. Über 3000 Besucher haben sich diese Ausstellung angesehen.

Anschließend wurde sie als Wanderausstellung weitergeführt:  in  Breslau und in Deutschland,  im Schlesischen  Museum in Görlitz und in Wurzen .

Die Broschüre zur Ausstellung ist 2010 von der Heimatkreisgemeinschaft Militsch-Trachenberg ausschließlich für den deutschen Teil der Ausstellung und auch nur mit deutschem Text herausgegeben worden